November 1918: Gründung der SPD in Freistett

David Hügel IV (rechts, im Kreise seiner Familie) war erster Vorsitzender der SPD in Freistett.

 

Das Ende des Ersten Weltkriegs bedeutete auch für Freistetter Sozialdemokraten eine Zäsur — vor 100 Jahren wurde der SPD-Ortsverein Freistett gegründet. Seinerzeit existierte die sozialdemokratische Partei bereits seit 55 Jahren im ehemaligen Kaiserreich. Doch erst im Zuge der November-Revolution stand für Karl und Christian Durban sowie David Hügel IV fest, im seinerzeit ei- genständigen Freistett einen sozial-demokratischen Verein zu gründen. Hügel war 1918 erster Vorsitzender und bereits seit 1911 als Sozialdemokrat im Gemeinderat. Doch offenbar war unter dem Regime des Kaiserreichs und der Weltkriegswirren ein SPD-Ortsverein oder eine sozialdemokratische Gemeinderatsfraktion, wie sie heute eine feste Institution ist, im Hanauerland zunächst kaum zu realisieren. 1922 war es dann soweit: elf Sozialdemokraten zogen in den 48 Mitglieder umfassenden Bürgerausschuss ein. Doch dunkle Wolken zogen über der jungen Weimarer Republik auf, so auch in Freistett. Bei der letzten vorerst freien Reichstagswahl erzielte die SPD in Freistett 187 Stimmen. Demgegenüber stand die NSDAP mit 991 Stimmen. Auch die Kommunistische Partei sowie der Evangelische Volksdienst, ein Vorläufer der CDU, schickten Kandidaten ins Rennen, bevor das Ermächtigungsgesetz Hitler zur vollen Macht¬kontrolle verhalf und somit der Weimarer Republik den Todesstoß versetze. Mit entsprechenden Konsequenzen für die Freistetter Sozialdemokraten: „Deren Mitglieder verschleppten die Nationalsozialisten teilweise ins Konzentrationslager Dachau, um sie politisch umzuerziehen", weiß Helmut Lind, Vorsitzender der SPD Rheinau. Als sie gebeutelt zurückkehrten, leisteten sie gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten keinen Widerstand, sondern zogen sich zurück. Dokumente verbrannten sie, um sich selbst vor den Schlägertrupps von Gestapo und SS zu schützen. Andere Unterlagen vernichteten die Nationalsozialisten oder nahmen die französischen Besatzungsmächte mit nach Frankreich.