Ehrungen: Helmut Lind, Roland Paasch, Derya Türk-Nachbaur und Horst Siehl (von links) Die Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur ist bei der SPD Rheinau zu Gast
Bei seiner Mitgliederversammlung hat der SPD-Ortsverein Rheinau mehrere Mitglieder für ihre langjährige Verbundenheit zum Ortsverein geehrt. Daneben stand der Besuch von Derya Türk-Nachbaur im Mittelpunkt. Die Bundestagsabgeordnete aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis, deren Wahlkreis auch das obere Kinzigtal mit Gemeinden aus dem Ortenaukreis umfasst, berichtete aus ihrer Arbeit im Bundestag. Dabei präsentierte sich die Abgeordnete als Politikerin, die als Kind einer türkischen Arbeiterfamilie gelernt hat, auch mit wenig auszukommen.
Einblicke gab es zudem aus dem „ganz und gar nicht stressfreien Alltag als Abgeordnete“, so Türk-Nachbaur. „Allein schon die regelmäßige, wenn's gut läuft. acht- bis neunstündige Bahnfahrt von Villingen nach Berlin, über Offenburg, ist schon eine gewisse Herausforderung." Sie sehe daher meist nur alle zwei Wochen ihre Familie. Ziemlich eng getaktet ist auch der Tagesablauf der SPD-Politikerin, die neben ihrer Tätigkeit im Afghanistan-Untersuchungsausschuss zusätzlich auch den Ausschüssen für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und dem Europarat angehört und als Schriftführerin im Bundestag tätig ist. Türk-Nachbaur wurde zudem von der Organisation „Abgeordnetenwatch“ für ihre transparente, politische Arbeit mit der Bestnote bewertet. Den Ausführungen der Abgeordneten war zu entnehmen, dass es aus den aktuellen Gründen derzeit ziemlich turbulent in Berlin zugehe. Dementsprechend sprach sie auch Schwerpunktthemen wie die Energiekrise, den Krieg in der Ukraine, die allgemeinen Preissteigerungen oder auch die Maßnahmen der Bundesregierung, wie den geplanten 200-Milliarden-Schutzschirm, an. „Etliche große Firmen haben mit erheblichen Gewinnen unheimlich profitiert, vor allem in der Ölindustrie, das ist nicht hinnehmbar. Hier muss das Bundeskartellamt tätig werden, so Türk-Nachbaur. Dies war auch schon immer die größte Sorge des Bundeskanzlers, dass gewisse Unternehmen auch weiterhin von den Maßnahmen zur Eindämmung der Energiekrise profitieren und das auf Kosten der Bürger", ergänzte die Abgeordnete.
Auf Nachfrage aus den Reihen der Zuhörer beschrieb die Politikerin den Bundeskanzler als „sehr besonnen und kein Showman, der auch lange nach Büroschluss noch Akten akribisch studiert und im Hintergrund viele wichtige Gespräche führt. Allgemein funktioniert die Arbeit innerhalb der Ampel-Koalition viel besser als oftmals in der Presse dargestellt", ergänzte die Abgeordnete. Angesprochen wurden in der Diskussionsrunde auch die Erkenntnisse aus dem 9-Euro-Ticket, die Stärkung der Frauenrechte, die Ernährungssicherung im globalen Süden, „wo eine Katastrophe droht“, sowie die Erhöhung des Mindestlohns. Aber auch die Bafög-Reform, „was viele überhaupt nicht richtig mitbekommen haben“. so der allgemeine Konsens. Zustimmung erhielt die Politikerin auch für ihren Standpunkt, dass in den aktuellen Krisenzeiten konstruktive Arbeit auf allen politischen Ebenen gefordert und Parteiideologie daher eher fehl am Platz sei. „Die geplanten Hilfspakete als schnelles, praktisches Instrument, werden auf Anhieb wohl nicht überall gleich passen. Doch ich hoffe, dass wir es halbwegs gerecht hinbekommen", blickte die Politikerin realistisch in die Zukunft. „Ziel müsse es sein, die Energiepreise und damit die Belastungen für die Bürger wieder spürbar zu senken, auch wenn Energie langfristig gesehen nicht mehr ihr niedrigstes Preisniveau erreichen wird", so Türk-Nachbaur.
Zudem zeichnete der Vorsitzende Helmut Lind langjährige Mitglieder des Ortsvereins für ihre Treue aus. Dies waren Alexander Schütt (15 Jahre), Rolf Welti (20 Jahre), Horst Siehl (25 Jahre), Frank-Ulrich Lacker, Roland Paasch (jeweils 35 Jahre) sowie Walter Frei (45 Jahre). Verabschiedet wurde zudem Vorstandsmitglied Reda Andreescu, der den Wohnsitz gewechselt hat und somit nicht mehr dem Ortsverein Rheinau angehört.
Josef Budai im Acher- und Bühler Boten vom 7. Oktober 2022
Foto: Josef Budai